Gestern in der Mittagsstunde ca.12.45 Uhr überbringt mir Herr Tschamper die mündliche Meldung, es brenne in der Fabrik Joh. Müller AG und es hätten bereits Leute über den Hydrantenwagen No. 1 (Dörfli) verfügt. Im gleichen Moment erschien ein Arbeiter (Reck) aus dem Geschäft Müller, mit der Meldung ich, solle die Feuerwehr alarmieren es brenne in der Fabrik Müller. Gleichzeitig hörte man auch den Alarm durch die Fabrikpfeife. Durch Herr Tschamper veranlasste ich die sofortige Alarmierung der Feuerwehr im Schulhaus (Glocke) und begab mich, auf dem kürzesten Wege mit dem Velo zur Brandstelle. Brandherd: Trockenmaschinenraum in der Weberei I. Boden mit sehr starker Rauchentwicklung im II. Boden über dem Fabrikgebäude. Durch Arbeiter und einige Feuerwehrleute waren bereits Leitungen erstellt worden von den Fabriklöscheinrichtungen und vom Hydrant No. 83 unter der Leitung vom Chef des Hydrantenzuges No. 1, Ruesch, letzterer im Geschäft Müller arbeitet. Ich ordnete die weiteren Vorkehrungen zu den Lösch- und Rettungsarbeiten an und nach dem keine weitere Gefahr mehr vorhanden war, so erteilte ich den inzwischen erschienenen Löschgeräten der Gemeinde, den Rückzugsbefehl. Für den Wachtdienst bestimmte ich den Hydranten Zug 1 mit dem verantwortlichen Chef Ruesch. Um 13.30 Uhr erstattete ich auf der Gemeindekanzlei dem anwesenden Kanzlisten Lüscher, mündlichen Rapport über den Brandfall, zur sofortigen Weiterleitung an die obere Instanz. Brandursache: Ich vermute stark, dass durch unvorsichtiges Wegwerfen von Rauchzeug dieser Brand entstanden ist. Mit einer anderen Möglichkeit wird kaum zu rechnen sein. Der Brand-schaden dürfte sich nach meiner Auffassung immerhin auf einige tausend Franken belaufen.
Rapport der Alarmierung der Feuerwehr vom 4. dieses Monates. Anlässlich der Feuerwehr- Kommissionssitzung vom 4. diese Monates wurde ich ca. 8.30 Uhr vom Chef des Hydr. Zuges 6 (Bleiche) telefonisch um Weisungen ersucht, da die Wigger an verschiedenen Stellen über die Ufer getreten sei. Zur gleichen Zeit ersuchte man mich telefonisch von der Schleife, aus dem gleichen Grunde um Hilfeleistung. Nachdem ich bereits um 6 Uhr eine Rekognoszierung von der Bleiche bis zum Mühlewuhr unternommen habe, erschienen mir die Hilferufe als vollauf begründet. Ich entschloss mich, vorerst die Mannschaften der Hydr. Züge 4, 5 und 6 (Hüssi, Bleiche und Egg) zu alarmieren. Nachdem ich an Ort und Stelle an verschiedenen Orten festgestellt habe, dass die Wigger ziemlich stark über die Ufer getreten ist und sich die Gefahr einer grösseren Wasserkatastrophe immer deutlicher auslöste, alarmierte ich ca. 9 Uhr die gesamte Feuerwehrmannschaft. Wie gewöhnlich bei derartigen Fällen, konnte man auch diesmal teils wegen der mangelhaften Alarmeinrichtung und teils wegen Bequemlichkeit gewisser Feuerwehrpflichtiger, nur ungefähr mit dem halben Bestand der Feuerwehr rechnen. Die erschienene Mannschaften welche bereits Befehl hatten, mit den einschlägigen. Werkgerätschaften auszurücken, wurden in die Gefahrenzonen verteilt und so gut wie nur irgend möglich und den Umständen entsprechend, zweckmässig beschäftigt. Nachdem die notdürftigsten, schwierig und gefährlichen Arbeiten ausgeführt waren und der Wasserstand der Wigger zum grossen Glück eine ganz leichte Senkung anzeigte, entliess ich ca. 1 Uhr morgens den grösseren Teil der noch anwesenden Mannschaft. Mit ca. 2 Dutzend freiwilligen Feuerwehrleuten organisierte ich einen durchgehenden Wachdienst bin zum Tagesanbruch, mit Station beim Bauernhof Götschmann und in der Weberei Bleiche, mit dem ausdrücklichen Befehl, für regelmässigen Patrouillengang der Wigger entlang zu sorgen und mit ständigen Wachposten bei den gefährdeten Wiggerübergängen. Ich persönlich übergab morgens ca. 1.45 Uhr das Kommando dem Stellvertreter und beabsichtigte mich bis 5 Uhr zurückzuziehen. Kaum zu Hause angelangt, verlangte man mich vom Posten Götschmann telefonisch und meldete mir, dass sich bei der Schleife- brücke eine angeschwemmte, grosse Tanne mit Wurzel und Ästen eingekeilt habe und die Wigger an dieser Stelle restlos über die Ufer zu treten drohe. Ich gab Befehl den Posten Bleiche unverzüglich zur Hilfeleistung heranzuziehen und lies durch anhaltendes Signal der Fabrikpfeife Bleiche die Anwohner auf die drohende Gefahr aufmerksam machen. An der Unglücksstelle angelangt, fand ich unsere Mannschaft mit den beiden Anwohnern Fritz Wirz und Fritz Götschmann bei tüchtiger und sehr gefährlicher Arbeit. Endlich nach ungefähr einer Stunde unmenschlich anstrengender Arbeit gelang es Luft zu schaffen, sodass das Wasser wieder den gewohnten lauf finden konnte. Weitere nennenswerte Vorfälle ereigneten sich keine mehr. Ca. 7 Uhr morgens konnten die Feuerwehrmannschaften gänzlich entlassen werden. Unfall und Krankheitsfälle wurden bis jetzt keine gemeldet.
Bemerkungen:
1. Bezüglich unserer mangelhaften Alarmeinrichtung habe ich der Feuerwehr-Kommission bereits einen neuen Modus zum Studium vorgelegt und werde Ihnen demnächst bezüglich Bericht und Antrag stellen.
2. Ich möchte beantragen, dass die durch die Feuerwehr erstellten Verbauungen und Wehren vorläufig noch bestehen bleiben und sogar noch verstärkt werden, da sich in absehbarer Zeit ähnliche Katastrophen wiederholen können.
3. Die gefährdeten Stellen werden zu merken sein und die Dämme sind entsprechend zu verstärken.
4. Es wäre angezeigt, dass dem Fritz Wirz und Fritz Götschmann seitens der Gemeinde Hilfe zur Verfügung gestellt würde, um den grossen Schaden in den Grundstücken und den Gehwegen längs der Wigger wieder einigermassen zu beheben.