Brief eines austretenden Feuerwehrmannes

Schlauchsymbol

Von der Wiege bis zur Bahre, sind die schönsten Jahre. Mach es wie die Sonnenruhr, zähl die heitern Stunden nur!

Unter diesem Motto möchte ich Ihnen einige lustige Begebenheiten erzählen. Nachsteuern vom Sold kann ich leider keine bezahlen, er wurde immer sofort in Alkohol umgewandelt. Als junger Bursche kam ich in die Feuerwehr zur Fahrspritze. Unser Leiter war Walter ..... . Er war mir ein sehr guter Chef und allen ein flotter Kamerad. Da die Übungen fast immer nass waren, hatten wir immer viel zu putzen. Das ärgste war, wenn wir einen Feuerweiher auspumpen mussten, alles stank nach Krottenmalter. Eines Abends läutete es Sturm. Die Wigger war überlaufen. Man kannte damals noch keine Gummistiefel, wir standen manch-mal bis an die Knie im kalten Wasser. Auf der anderen Seite stand die Zofinger Feuerwehr. Nachts um 12 Uhr bekamen sie heisse Würste. Willi ..... hat den Korb mit den Würsten geholt, und wir haben sie alle gegessen. Die Zofinger waren ganz verrückt. Als zwei Jahre später die Wigger wieder überbordete, waren wir bei Wirz + Götschmann eingesetzt. Frau Wirz hat uns am Morgen zur Küche hinausgejagt, wir waren völler als die Wigger. Schön waren immer die Hauptübungen. Wenn man vom Spritzen am Tag nicht nass wurde, so wurde man am Abend nass.

Otto ..... hat uns immer nach seinem letzten Liede entlassen:  
Es Meiteli wot go brönzle, hinderem Hus am Hag, es nimmt es hämpfeli Münze und putzt sis bou.... ab

Einmal gingen Willi ...  und ich morgens um ein Uhr zu den Egglern nach Hause. Als wir am Morgen durch das Schulwägli heimwärts zogen, es war gerade 11 Uhr begegneten wir den Kirchgängern. Wir verstoben in den jungen Aufwuchs. Willi hatte Druck, er hat beim ...... Hänsu etwa ein Kilo Speck gegessen. Ich habe etwa 20 Kaffee gekotzt. Nicht einmal den Kittel habe ich verschmiert, ich hatte Druck wie ein Stalderpumpeli. Nachher sind wir im Hirschen gelandet. Am Montagmorgen früh gingen wir nach Hause. Meine Eltern bereiteten mir einen rührenden Empfang. Es fehlte nur noch Kernenberg einfach. Einmal gingen unser Chef Walter ..... und ich nach einer Hauptübung nach Hause. Am Wegesrand trafen wir Willi ...., Wagnermeister. Er hatte zünftig geladen. Wir nahmen ihn in die Mitte und gingen mit der Last nach Hause. In seiner Werkstatt ging eine lange Stiege nach oben. Die Aussentüre hatte ein Fenster mit Glas. Wir stiessen Willi hinein schlossen die Tür und schauten durchs Fenster was er nun machen wollte. Er zog die Schuhe aus, hängte sie über die Achsel und schlich auf allen vieren nach oben. Als er zu Oberst war und läuten wollte, kam er mit den Schuhen, Kopf voran die Stiege wieder herunter. Wir mussten uns vor lachen auf den Boden legen. Durch das rumpeln geweckt, kam seine Frau das Rösi im Nachthemd auf die Stiege. Sie schimpfte höllisch und flucht fürchterlich. Walter meinte, weil sie sonst so fromm sei, können die Wörter sicher aus dem alten Testament stammen. Nach einer Übung gingen wir spät in der Nacht mit dem Versicherungshengst Walter ….. nach Hause. Unser Gemeindeverwalter Willi ..... und der Gibischniederfritz waren dabei. Wir waren so schlecht zwäg, Walter musste alle nach Hause begleiten. Vielleicht weiss Willi noch nähere Einzelheiten? Häufig gingen unser paar Jungen nach einer Übung auswärts. Einmal kamen wir nach Vordemwald und gaben einem blonden Mädchen ein Ständchen. Nachher kamen wir in die Stube, wo es Most, Kaffee und Schnaps gab. Wir haben viel gesungen. Es machte mir sehr heiss und ich zog den Kittel aus, hängte in ans Ofenstängeli. Am Morgen ging ich ohne Kittel nach Hause. Zwei Monate später hatten wir wieder Übung. Ich fand die Kutte nirgends, ich hatte ein wenig Angst. Ich glaube es war das einzige Mal wo ich gebüsst wurde, wegen Schwänzung der Feuerwehr. Später kam die Sache dann aus, ich holte den Kittel aber ganz alleine. Ich ging auch erst am Morgen nach Hause.

Auf dem Heimweg habe ich gesungen:   Es gibt nichts schöneres auf der Welt, als wenn ein Mädchen Stille hält

Später kam der Krieg. Die Fahrspritze verschwand, ich wurde neu eingeteilt zur Strebenleiter. Die Übungen sind mir verleidet. Manchen Chef, keinen richtigen. Einer war ein Militärkopf, der andere konnte nicht einmal die Leiter richtig stellen. Dann wurde wieder gewechselt. Zu uns kam Karl ..... auf der Schleipfe. Es zog ein neuer Geist in das Rettungscorps. Eine gute Kameradschaft entwickelte sich, die sich später bei Hans ..... noch verstärkt hat. Die Strebenleiter ist ein verdrehtes Gestell aus Holz und Eisen. Aber ich habe sie lieb bekommen. Ich bin unzählige Male zuoberst auf dem Auszugsstück gestanden. Bei fast jeder Übung wurde ich abgeseilt, noch letztes Jahr zuoberst vom Schulhaus oder sonst irgendwo. Beim Ernst ....., Landwirt hatten wir einmal in einer Dachkammer eine Rettung auszuführen. Es war im Jahre 1943 und alles war Rationiert. Im Dach hing ein Haufen Speckseiten. Eine war angeschnitten. Ich nahm mein Militärmesser und rätsch 1 - 2 Kg waren weg. Wir haben den Speck ohne Brot gegessen. Später haben wir aber bitter büssen müssen, wir haben alle gekotzt. Es kam dann noch die berühmte Rede vom Turnhallenbrand. Ein Wort konnte ich noch behalten (Charakterlumpen). Besser als solche Reden, wäre nach jeder Hauptübung eine Wurst. Es würde sicher den Kameradschaftsgeist und das leibliche wohl jedes Feuerwehrmannes besser fördern. Ich wünsche der Feuerwehr Strengelbach alles gute für die Zukunft und möchte auch Ihnen recht herzlich danken. Ich habe mit meinen Kameraden sehr schöne Reisen gemacht, mit und ohne Musik und möchte auch an dieser Stelle Hans ..... bestens danken. In Brittnau habe ich dann mit den Kameraden Abschied gefeiert. Der Mond stand schräg am Himmel, das Wetter war veränderlich als wir nach Hause gingen

Mit freundlichem Gruss! Ernst


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